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Donnerstag, 25. Oktober 2012

Der Skorpion


Bildquellenangabe: Manfred Schütze  / pixelio.de


Der Skorpion

Hinab in die „Unterwelt“



In der Waage hielten sich Bewusstsein und Unterbewusstsein die Waage, doch der Prozess des Bewusstwerdens geht weiter.

Nahe Beziehungen berühren zutiefst, und nicht nur das Herz und leidenschaftliche Gefühle, sondern auch den Skorpion, das „Tier“ in uns, jener Anteil, der für Triebe und Instinkte zuständig ist. Deshalb ist es zwar relativ leicht, jemanden kennen zu lernen, jedoch schwer, von der flüchtigen Begegnung zur tiefen Beziehung zu gelangen. Denn, je näher uns jemand kommt, desto heftiger reagieren wir instinktiv mit Abwehr. Wir verspüren mehr oder weniger den unbewussten Drang zu flüchten.

Die Instinkte sind die Wachhunde des Lebens, die sich auf alles stürzen, was sie nicht kennen, und dieser automatische Selbstschutz macht es uns schwer, überhaupt jemanden an uns heran zu lassen. Leichter fällt es, wenn wir jemanden lieben oder mögen, dann erlauben wir ihm das Betreten unseres Reviers. Aber sogar dann fürchten wir uns noch unbewusst davor, dem anderen zu unterliegen und von ihm verletzt zu werden.

Materie (der Stier steht dem Skorpion gegenüber) braucht einen starken Schutz, da sie leicht zu zerstören ist. Aber nur die Form, das Körperliche, ist sterblich, die Lebenskraft, Vitalität oder Antriebskraft, die es beseelt, ist unzerstörbar. Diese „Antriebskraft“, wird immer wieder wiedergeboren, manifestiert sich in immer neuen Formen. Über diesen Teil sind wir manipulierbar, da er in seinem Bestreben, uns zu schützen, berechenbar reagiert.

In der Mythologie ist es der Drache, den wir aus Angst am liebsten töten möchten, bevor er uns mit seiner wilden Kraft etwas antut. Das würde aber bedeuten, uns selbst zu töten.
Wir brauchen diese Kraft, um in der Entwicklung weiter zu kommen. Sie wird wie in einem Atom- oder Wasserkraftwerk durch Transformation gewonnen, wenn wir den Drachen, das Tier im Skorpion, erkennen und zähmen. Es trägt uns im Schützen zum Himmel hinauf, in der klassischen Astrologie hieß dieses Zeichen deshalb Skorpion-Adler.

Um diesen Teil wahrnehmen zu können, brauchen wir die Hilfe anderer, wie im Krebs müssen diese Triebe, die nichts anderes sind als Gefühle, berührt werden, weshalb die Waage vor dem Skorpion steht. Sie bleiben sonst im Unterbewusstsein verborgen und beeinflussen uns ohne unser Wissen, wir sind ihnen ausgeliefert. Wir können nichts anderes tun, als uns diesen Gefühlen ergeben – der Skorpion ist ein weibliches Zeichen –, worauf automatisch die Verwandlung stattfindet.

Indem wir Gefühle wie Eifersucht, Neid, Gier, Verlustangst usw. zulassen, die diesem Teil entspringen und deshalb ihre Berechtigung haben, ohne darauf zu reagieren, werden sie uns bewusst. Was bewusst ist, hat keinen Einfluss mehr, darüber können wir nicht mehr manipuliert werden und sind somit unseres Lebens mächtig. Macht bedeutet Bewusstsein, frei entscheiden zu können, die Schritte bewusst selber zu lenken, zu agieren statt zu reagieren.

Wir können nicht länger von Politik und Wirtschaft über Ängste manipuliert werden, denn die berühren gern solche Urängste der Menschen, um die Masse in eine gewünschte Richtung zu lenken, eine, die für sie Profit (materielle Sicherheit) verheißt. Auch das dient unserer Entwicklung. Aber nur der Ohnmächtige übt über andere Macht aus, das erkennt man daran, dass in solchen Kreisen ein extrem triebhaftes Verhalten herrscht. Der wahrhaft Mächtige, der seine Triebe erkennt, fürchtet sich nicht vor anderen und muss keine Macht ausüben. Er spielt keine Machtspiele in der Beziehung, um Verletzungen auszuweichen und ist weder sich noch anderen, noch seinen Trieben ausgeliefert. Er hat sie gezähmt und kann sie nützen.

Rein triebhaftes Verhalten ist zerstörerisch. Es treibt uns zu Dingen, die wir normalerweise nicht tun würden. Wir fühlen uns schuldig, wann immer die Pferde mit uns durchgehen, und schämen uns dafür. Sei es auch nur, dass wir uns an jemandem rächen, oder wir schlafen in sexueller Erregung mit jemandem, den wir ohne sie nicht in Erwägung ziehen würden. Schuldgefühle gehören ebenso zur Grundausstattung des Menschen wie dieser Teil, der dafür sorgen muss, dass das Leben erhalten bleibt. Wenn das Tier gezähmt ist, fällt auch die Schuld weg, dann wird man vom Spiegel, von außen, nicht mehr beschuldigt.

Der Stachel des Skorpions ist ein Symbol für Lebensenergie, er ist gleichzeitig Phallus und Zauberstab und dient der Verwandlung. Der Zauberstab verwandelt Materie, der Phallus – dem Skorpion sind Fortpflanzungs- und Ausscheidungsorgane zugeordnet – verwandelt Engel in Menschen.

Wenn der Skorpion mit seinem Stachel angreift, dient das übrigens der Selbsterhaltung, nie der Zerstörung des anderen. Solange wir unbewusst sind, braucht es „teuflische“ Triebe und Instinkte, die stark genug sind, uns zu bewegen. Und richten wir damit in unserer Unwissenheit Schaden an, lernen wir dadurch den richtigen Umgang. Nichts quält uns mehr, als wenn wir andere verletzen, das können wir uns selbst kaum verzeihen.

Der Stachel ist gleichzeitig ein Pfeil, der auf den Körper zeigt und damit die Richtung, in welche die Entwicklung weitergeht. Giftiger noch als der Stachel sind verdrängte Gefühle, die im Körper gespeichert sind. Wie Wasser, das nicht fließt, vergiften sie uns mit der Zeit. Die Sonne hat im Skorpion die Aufgabe, sie aufzuspüren, bei sich und anderen. Berührt sie unbewusst solche Gefühle, fühlt es sich an, als würde man gestochen. Und da wir auf der Seelenebene alle verbunden sind, drücken wir automatisch einander die richtigen Knöpfe.

Die Sonne muss im Skorpion den Drachen zähmen, indem sie sich bis ins Innerste berühren lässt, um ihn zu wecken, ohne sich davon zerstören oder zu einem bestimmten Verhalten zwingen zu lassen. Sie muss hinschauen, wo der
Pfeil hinzeigt, in die Tiefe schauen, um zu sehen, was dort ist. Alles, was sie benennen kann, ist erlöst. Es fließt vom Unbewussten ins Bewusstsein. Sie muss den Frosch küssen, damit er entzaubert wird. Die Erde ist ein Ort der Transformation, wo unbewusste, „verwunschene“ Anteile erlöst werden können (Froschkönig), denn alles, was unbewusst ist, belastet die Seele, so dass sie „vom Himmel“ zur Erde fällt, so oft bis alle Anteile erkannt und erlöst sind. Wir erhalten einen Körper, Materie wird uns geborgt, und wir schulden es dem Leben, dieses Gefäß zu schützen, daran festzuhalten – der Skorpion ist ein fixes Zeichen –, und das Leben darin zur Entfaltung (Schütze) zu bringen.

Alles Leben strebt zum Licht. Wenn die Lebenskraft sich in der Zeit des Skorpions (ca. 24.10. – 22.11.) zurückzieht, sammelt sie einerseits neue Kräfte für den nächsten Frühling, um noch höher zur Sonne hinauf zu wachsen. Andererseits: Materie verbraucht sich, Erneuerung ist notwendig, aber Materie besteht aus den vier Grundelementen und die Summe der Materie bleibt immer gleich. Deshalb muss verbrauchte Materie sterben, damit daraus wieder neue geboren werden kann. Nichts geht verloren, es verwandelt sich bloß. Reinkarnation ist ein ständiger Verwandlungsprozess – bis unsere „Herzen“ so leicht und „licht“ wie eine Feder sind, völlig durchlässig und ohne Widerstand. Dann ist das Karma beendet, weil wir keine unbewussten triebgesteuerten Ursachen mehr setzen, deren Folgen uns aufwecken müssen, dann ist auch der Tod überwunden.

Was transformiert werden soll, muss akzeptiert werden, denn loslassen heißt annehmen, nur was bewusst ist, verschwindet von der äußeren Bildfläche und aus dem Spiegel. Es wird zum integrierten Teil von uns, und jeder solche Teil macht uns stärker, so dass wir die Kraft erhalten, über die Materie hinauszuwachsen auf die Ebene des Schützen.


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Auszug aus dem Buch: Astrologische Symbolik – Ein Schlüssel zum Leben
Tina Peel, www.dortmund-verlag.de, ISBN 978-3-943262-05-6 17,95 €/24.00 SFr.
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© Tina Peel, Bern/Schweiz
Lebensberaterin, Autorin
Ratgeber-Kolumnistin



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