Bild: Raffaele Zompicchiatti |
Wo immer das Gespräch auf das Thema „Loslassen“ kommt, fängt das große Seufzen an. Irgendwie sehnt sich jeder danach loszulassen, aber kann es nicht oder traut sich nicht, oder weiß nicht wie.
Im Zusammenhang damit werden über Ein- und Durchschlafstörungen geklagt, Gewichtsprobleme, weil es mit dem Loslassen von schlechten Gewohnheiten oder auch auf dem Lokus nicht klappt. Ganz zu schweigen vom Sex, wo das nicht Loslassenkönnen jegliche Lust und nicht selten die Beziehung zunichtemacht. Die Arbeit kann in der Freizeit nicht losgelassen werden, die Freizeit nicht während der Arbeit.
Es wird an allem Möglichen gehaftet, an Verflossenen, an der Vergangenheit, an alten Wunden, verletztem Stolz, und immer wieder an negativen Lebensum- und Zuständen – zu Ungunsten einer Verbesserung.
Unsere fixen Vorstellungen sind häufig treuer als wir selbst. Sie halten uns klein und machen uns auch sonst das Leben schwer. Aber: Warum ist loslassen eigentlich so schwierig?
Festhalten ist ein Urtrieb. Jeder Körper, ob menschlich, tierisch oder pflanzlich, ist auf seine Weise auf das Festhalten am Leben programmiert und mobilisiert im Notfall automatisch außergewöhnliche Fähigkeiten und Kräfte. Wir kommen zur Welt, mit Klammer- und Saugreflex fürs Überleben ausgerüstet, mit Instinkten, die sich quasi mit Zähnen und Krallen ans Leben klammern. Man könnte also sagen, loslassen, egal ob physisch, seelisch oder mental, ist irgendwie gegen die Natur.
Ist es dann überhaupt möglich?
Unsere fixen Vorstellungen sind häufig treuer als wir selbst. Sie halten uns klein und machen uns auch sonst das Leben schwer. Aber: Warum ist loslassen eigentlich so schwierig?
Festhalten ist ein Urtrieb. Jeder Körper, ob menschlich, tierisch oder pflanzlich, ist auf seine Weise auf das Festhalten am Leben programmiert und mobilisiert im Notfall automatisch außergewöhnliche Fähigkeiten und Kräfte. Wir kommen zur Welt, mit Klammer- und Saugreflex fürs Überleben ausgerüstet, mit Instinkten, die sich quasi mit Zähnen und Krallen ans Leben klammern. Man könnte also sagen, loslassen, egal ob physisch, seelisch oder mental, ist irgendwie gegen die Natur.
Ist es dann überhaupt möglich?
Loslassen bedeutet immer in irgendeiner Weise sich hinzugeben, zu ergeben, etwas aufzugeben. Es geht nicht darum, etwas zu tun, sondern etwas geschehen zu lassen – und das macht Angst, weil wir darüber keine Kontrolle haben.
Es ist wie bei der Verdauung. Wir können lediglich dem Körper Nahrung zuführen, das ist der aktive Teil, der Rest geschieht von selbst, für uns unsichtbar im Körper verborgen. Greifen wir aktiv in den Verdauungs- und Ausscheidungsprozess ein, zum Beispiel mit Abführmitteln oder einseitigen Diäten, bringen wir den ganzen Stoffwechsel durcheinander und erreichen genau das Gegenteil von dem, was wir bezweckten.
Auch überall sonst, bei allen Formen des Loslassens, kommt der Moment, wo wir alles getan haben, was wir tun konnten, und alles Weitere geschehen lassen müssen. Hören wir nicht auf, aktiv zu sein, ist es, als ob wir eine Postkarte schreiben und diese nicht abschicken. Lassen wir sie nicht los, kommt sie nie beim Empfänger an.
Unsere ganze Entwicklung ist eine Bewusstseinsentwicklung. Als „nur“ Mensch, solange das Bewusstsein noch nicht über den Tellerrand der Materie hinausreicht und wir uns noch mit dem Körper identifizieren, fühlen wir uns in der Regel mehr oder weniger unzulänglich, minderwertig, nie gut oder schön genug etc., weil es in der Materie immer etwas zu verbessern, zu korrigieren und zu heilen gibt.
Wir sind ständig am Kämpfen und Wehren, am Rechtfertigen und Verteidigen und haben Mühe loszulassen. Denn wir brauchen noch starke Triebe und Instinkte, die uns quasi vor uns selber schützen. Die größte Bedrohung geht nämlich nicht vom Leben oder von anderen aus, es ist vielmehr unser eigenes unbewusstes Verhalten, mit dem wir uns oft schaden.
Bewusster werden wir nach und nach durch die Konsequenzen daraus, insbesondere durch die unangenehmen, wenn wir am eigenen Leib erfahren, was wir tun. Das rüttelt und weckt uns auf, macht uns reifer, bewusster. Und irgendwann, im Laufe unserer Entwicklung, wird uns auf diese Weise auch bewusst, dass wir einen Körper HABEN, aber nicht der Körper SIND, sondern „Kinder Gottes“, also geistige Wesen.
Das Bewusstsein der wahren Identität, über die wir zwar keine Auskunft geben können, da sie nicht gegenständlich ist, ist aus dem vorherigen materiegebundenen Bewusstsein entstanden. Dieses ist nun zwar nicht weg, weil wir immer noch leben und dafür einen Körper brauchen, doch es beeinflusst uns weniger. Unser Verhalten hat sich verändert, da wir nun den Zusammenhang kennen zwischen Ursache und Wirkung, und die Verantwortung übernehmen für das, was in unserem Leben geschieht.
Wir gehen ganz anders mit dem Leben um und fühlen uns auch nicht mehr ohnmächtig und ausgeliefert. Also können wir ebenfalls besser loslassen. Die Konsequenzen aus einem lebensbejahenden und achtsamen Verhalten im Leben sind positiv, darauf können wir uns verlassen.
Loslassen, egal in welcher Form, ob es uns leicht fällt oder nicht, bewirkt Regeneration, Erneuerung, ein Energiegewinn. Es löst einen Transformationsprozess aus, etwas verschwindet und etwas anderes tritt an seine Stelle, wie im Körper bei der Erneuerung der Zellen. Oder in der Natur, wenn im Herbst die Blätter fallen, um im Frühling dem neuen Leben als Nährboden zu dienen. Weder Bäume und Sträucher, noch unsere Zellen wehren sich gegen das Loslassen.
Wir müssen ebenfalls etwas hergeben, aufgeben, opfern, wenn etwas Neues, neue Zellen, ein neues Bewusstsein, entstehen soll, weil aus nichts auch nichts entstehen kann. Aus Altem wird Neues – und wir müssen lediglich bereit sein, das Alte loszulassen, aufzugeben. Die Verwandlung, sprich Regeneration, geschieht darauf von selbst.
Doch zuerst muss jeweils angenommen werden, was losgelassen werden will! Wir müssen beispielsweise das irdische Ich, unsere Person, die wir Fritz, Hans, Monika oder Barbara nennen, annehmen. Es ist Teil unserer Bewusstseinsentwicklung, dass wir uns zunächst ganz damit identifizieren müssen. Solange wir den Körper und die Materie nämlich ablehnen, können wir nicht darüber hinauswachsen.
Wollen wir jemanden loslassen, müssen wir ihn ebenfalls annehmen, müssen ihn sozusagen durch uns hindurch lassen, was bedeutet, dass wir uns mit ihm befassen müssen, statt ihn zu verdrängen. Das gilt ebenso für unsere Probleme.
Gedanken, die uns blockieren, müssen zuerst bewusst werden, bevor wir sie aufgeben können, zugunsten von Gedanken, die uns freier machen. Geben wir beim regelmäßigen Meditieren die Kontrolle auf, die Aktivität, und uns hin, erfahren wir ebenfalls Regeneration. Auch hier ist diese umso grösser, je tiefer die Hingabe ist.
Wir können uns dem Moment hingeben, indem wir ihn ganz annehmen, ganz da, im Hier und Jetzt sind, uns darauf konzentrieren statt ständig geistig vorauszueilen, um die Zukunft zu kontrollieren, die wir nicht kennen und deswegen fürchten.
In der Sexualität können wir loslassen und uns hingeben, wenn wir den anderen – und uns selbst in diesem Augenblick – vollständig annehmen. Dann ist das Herz offen und die Sexualität erfüllend – und Loslassen kein Problem. Auch das verwandelt, regeneriert uns.
Wer wissen will, wie sich Loslassen anfühlt, geht am besten ins Schwimmbad und legt sich rücklings aufs Wasser, die Arme über dem Kopf, den Körper vollkommen hingegeben. Unsere Instinkte wehren sich gegen Wasser, wir könnten darin ertrinken. Also halten wir krampfhaft den Kopf in die Höhe und der Körper hängt wie ein Sack im Wasser. Wir sacken buchstäblich ab. Der Körper hat keinen Auftrieb, es zieht ihn nach unten.
Auch im Leben hängen wir vor lauter Angst vor bösen Überraschungen wie ein Sack, völlig verkrampft und brauchen so viel Kraft zum „Schwimmen“. Doch, je mehr wir uns ergeben, trotz Angst – auch sie muss angenommen werden –, umso mehr Auftrieb erhalten wir. Wasser – wie auch das Leben – trägt uns, und wir schweben und gleiten mühelos dahin. Wir werden davon getragen und davongetragen.
Im Bewusstsein dessen, was wir wirklich sind – nicht Körper, sondern Geist –, tun wir zwar immer noch das gleiche wie bisher, wir stehen auf, gehen arbeiten, wir lieben, essen, fahren in Urlaub, wir lachen und streiten uns etc., aber in einem anderen Bewusstsein. Spirituelle Lehrerinnen und Lehrer nennen es „Gewahrsein“. Man tut ganz bewusst, was man tut, statt unbewusst und wie im Schlaf, gibt sich dem hin und den Widerstand auf. Das wirkt sich positiv, regenerierend und heilend, auf Körper und Leben aus.
Loslassen ist also heilsam, es ist als würden wir in die Arme des Kosmos sinken, wo wir uns vollkommen sicher und geborgen fühlen. Es gibt jedoch immer auch einiges, an dem wir festhalten dürfen, ja sollen, wie zum Beispiel an der Hoffnung, an einem positiven Selbstbild, am Vertrauen, ja sogar am tollen Bild vom Partner, das wir hatten, als wir ihn kennen lernten. Lustigerweise lassen wir bei diesen Themen schneller los als irgendwo sonst. Das beweist doch immerhin, dass wir es können – wir sind tatsächlich fähig loszulassen!
Es ist wie bei der Verdauung. Wir können lediglich dem Körper Nahrung zuführen, das ist der aktive Teil, der Rest geschieht von selbst, für uns unsichtbar im Körper verborgen. Greifen wir aktiv in den Verdauungs- und Ausscheidungsprozess ein, zum Beispiel mit Abführmitteln oder einseitigen Diäten, bringen wir den ganzen Stoffwechsel durcheinander und erreichen genau das Gegenteil von dem, was wir bezweckten.
Auch überall sonst, bei allen Formen des Loslassens, kommt der Moment, wo wir alles getan haben, was wir tun konnten, und alles Weitere geschehen lassen müssen. Hören wir nicht auf, aktiv zu sein, ist es, als ob wir eine Postkarte schreiben und diese nicht abschicken. Lassen wir sie nicht los, kommt sie nie beim Empfänger an.
Unsere ganze Entwicklung ist eine Bewusstseinsentwicklung. Als „nur“ Mensch, solange das Bewusstsein noch nicht über den Tellerrand der Materie hinausreicht und wir uns noch mit dem Körper identifizieren, fühlen wir uns in der Regel mehr oder weniger unzulänglich, minderwertig, nie gut oder schön genug etc., weil es in der Materie immer etwas zu verbessern, zu korrigieren und zu heilen gibt.
Wir sind ständig am Kämpfen und Wehren, am Rechtfertigen und Verteidigen und haben Mühe loszulassen. Denn wir brauchen noch starke Triebe und Instinkte, die uns quasi vor uns selber schützen. Die größte Bedrohung geht nämlich nicht vom Leben oder von anderen aus, es ist vielmehr unser eigenes unbewusstes Verhalten, mit dem wir uns oft schaden.
Bewusster werden wir nach und nach durch die Konsequenzen daraus, insbesondere durch die unangenehmen, wenn wir am eigenen Leib erfahren, was wir tun. Das rüttelt und weckt uns auf, macht uns reifer, bewusster. Und irgendwann, im Laufe unserer Entwicklung, wird uns auf diese Weise auch bewusst, dass wir einen Körper HABEN, aber nicht der Körper SIND, sondern „Kinder Gottes“, also geistige Wesen.
Das Bewusstsein der wahren Identität, über die wir zwar keine Auskunft geben können, da sie nicht gegenständlich ist, ist aus dem vorherigen materiegebundenen Bewusstsein entstanden. Dieses ist nun zwar nicht weg, weil wir immer noch leben und dafür einen Körper brauchen, doch es beeinflusst uns weniger. Unser Verhalten hat sich verändert, da wir nun den Zusammenhang kennen zwischen Ursache und Wirkung, und die Verantwortung übernehmen für das, was in unserem Leben geschieht.
Wir gehen ganz anders mit dem Leben um und fühlen uns auch nicht mehr ohnmächtig und ausgeliefert. Also können wir ebenfalls besser loslassen. Die Konsequenzen aus einem lebensbejahenden und achtsamen Verhalten im Leben sind positiv, darauf können wir uns verlassen.
Loslassen, egal in welcher Form, ob es uns leicht fällt oder nicht, bewirkt Regeneration, Erneuerung, ein Energiegewinn. Es löst einen Transformationsprozess aus, etwas verschwindet und etwas anderes tritt an seine Stelle, wie im Körper bei der Erneuerung der Zellen. Oder in der Natur, wenn im Herbst die Blätter fallen, um im Frühling dem neuen Leben als Nährboden zu dienen. Weder Bäume und Sträucher, noch unsere Zellen wehren sich gegen das Loslassen.
Wir müssen ebenfalls etwas hergeben, aufgeben, opfern, wenn etwas Neues, neue Zellen, ein neues Bewusstsein, entstehen soll, weil aus nichts auch nichts entstehen kann. Aus Altem wird Neues – und wir müssen lediglich bereit sein, das Alte loszulassen, aufzugeben. Die Verwandlung, sprich Regeneration, geschieht darauf von selbst.
Doch zuerst muss jeweils angenommen werden, was losgelassen werden will! Wir müssen beispielsweise das irdische Ich, unsere Person, die wir Fritz, Hans, Monika oder Barbara nennen, annehmen. Es ist Teil unserer Bewusstseinsentwicklung, dass wir uns zunächst ganz damit identifizieren müssen. Solange wir den Körper und die Materie nämlich ablehnen, können wir nicht darüber hinauswachsen.
Wollen wir jemanden loslassen, müssen wir ihn ebenfalls annehmen, müssen ihn sozusagen durch uns hindurch lassen, was bedeutet, dass wir uns mit ihm befassen müssen, statt ihn zu verdrängen. Das gilt ebenso für unsere Probleme.
Gedanken, die uns blockieren, müssen zuerst bewusst werden, bevor wir sie aufgeben können, zugunsten von Gedanken, die uns freier machen. Geben wir beim regelmäßigen Meditieren die Kontrolle auf, die Aktivität, und uns hin, erfahren wir ebenfalls Regeneration. Auch hier ist diese umso grösser, je tiefer die Hingabe ist.
Wir können uns dem Moment hingeben, indem wir ihn ganz annehmen, ganz da, im Hier und Jetzt sind, uns darauf konzentrieren statt ständig geistig vorauszueilen, um die Zukunft zu kontrollieren, die wir nicht kennen und deswegen fürchten.
In der Sexualität können wir loslassen und uns hingeben, wenn wir den anderen – und uns selbst in diesem Augenblick – vollständig annehmen. Dann ist das Herz offen und die Sexualität erfüllend – und Loslassen kein Problem. Auch das verwandelt, regeneriert uns.
Wer wissen will, wie sich Loslassen anfühlt, geht am besten ins Schwimmbad und legt sich rücklings aufs Wasser, die Arme über dem Kopf, den Körper vollkommen hingegeben. Unsere Instinkte wehren sich gegen Wasser, wir könnten darin ertrinken. Also halten wir krampfhaft den Kopf in die Höhe und der Körper hängt wie ein Sack im Wasser. Wir sacken buchstäblich ab. Der Körper hat keinen Auftrieb, es zieht ihn nach unten.
Auch im Leben hängen wir vor lauter Angst vor bösen Überraschungen wie ein Sack, völlig verkrampft und brauchen so viel Kraft zum „Schwimmen“. Doch, je mehr wir uns ergeben, trotz Angst – auch sie muss angenommen werden –, umso mehr Auftrieb erhalten wir. Wasser – wie auch das Leben – trägt uns, und wir schweben und gleiten mühelos dahin. Wir werden davon getragen und davongetragen.
Im Bewusstsein dessen, was wir wirklich sind – nicht Körper, sondern Geist –, tun wir zwar immer noch das gleiche wie bisher, wir stehen auf, gehen arbeiten, wir lieben, essen, fahren in Urlaub, wir lachen und streiten uns etc., aber in einem anderen Bewusstsein. Spirituelle Lehrerinnen und Lehrer nennen es „Gewahrsein“. Man tut ganz bewusst, was man tut, statt unbewusst und wie im Schlaf, gibt sich dem hin und den Widerstand auf. Das wirkt sich positiv, regenerierend und heilend, auf Körper und Leben aus.
Loslassen ist also heilsam, es ist als würden wir in die Arme des Kosmos sinken, wo wir uns vollkommen sicher und geborgen fühlen. Es gibt jedoch immer auch einiges, an dem wir festhalten dürfen, ja sollen, wie zum Beispiel an der Hoffnung, an einem positiven Selbstbild, am Vertrauen, ja sogar am tollen Bild vom Partner, das wir hatten, als wir ihn kennen lernten. Lustigerweise lassen wir bei diesen Themen schneller los als irgendwo sonst. Das beweist doch immerhin, dass wir es können – wir sind tatsächlich fähig loszulassen!
© Tina Peel, Bern/Schweiz
Auszug aus ihrem Buch:
Partnerschaft – der Schleichweg zum Ich
spirit Rainbow Verlag, Aachen
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